22.02.2013 – 19.30 Uhr – Stratigraphie und Eisrandlagen des Weichsel-Glazials in Deutschland und Polen
Vor ca. 10.000 Jahren endete die letzte große Vereisungsphase. Während des Weichsel-Glazials war das skandinavische Inlandeis mehrfach ins nördliche Mitteleuropa vorgedrungen und hatte dabei die Landschaft neu geformt. Girlandenförmige Hügelketten markieren ehemalige Eisrandlagen, die relativ ebene bis flach wellige Grundmoränengebiete begrenzen. An diese Endmoränenzüge schließen sich im Süden Sanderflächen mit Schmelzwasserkiesen und -sanden an, denen im Idealfall ein Urstromtal vorgelagert ist.
Was im Lehrbuch als „Glaziale Serie“ einfach strukturiert aussieht, ist aber im Gelände nicht immer auf dem ersten Blick erkennbar, denn der ehemalige Eisrand war keine starre Grenze und Gletscherzungen stießen häufig wieder über bereits abgelagertes Moränenmaterial hinweg. Auch stauten sich die Eismassen an morphologischen Erhebungen, die bereits bei früheren Vereisungsphasen entstanden. Dabei wurden die älteren Eiszeitablagerungen gestaucht und so intensiv verfaltet, dass sich Altersabfolgen nicht immer exakt rekonstruieren lassen.
Kleingeschiebezählungen liefern zwar Hinweise für eine relative Alterseinstufung verschiedener Grundmoränen, aber erst in jüngster Zeit ermöglichen neue Methoden der Geochronologie die Bestimmung von absoluten Expositionsaltern. Messungen kosmogener Nuklide (z.B. 10Be) an großen, seit dem „Rückzug“ des Eises frei liegenden Findlingen können zur Datierung verschiedener Eisrandlagen genutzt werden.
Erste Altersdaten für die weichselzeitlichen Eisvorstöße in Mecklenburg-Vorpommern werden von Dr. Andreas Börner (LUNG M-V) vorgestellt und mit aktuellen Ergebnissen in Brandenburg und im benachbarten Polen verglichen, wo sich die Endmoränenzüge bis in das namensgebende Tal der unteren Weichsel fortsetzen. Als Landesgeologe hat er intensiv die kilometerlangen Aufschlüsse in den Trassengräben der Erdölleitungen OPAL und NEL untersucht und ist auch unter polnischen Kollegen ein geschätzter Fachmann für die grenzüberschreitende Korrelation eiszeitlicher Ablagerungen. Der Vortrag findet im Rahmen der „Greifswalder Geowissenschaftlichen Abende“ am Freitag, den 22. Februar 2013 um 19.30 Uhr an der Universität Greifswald, im Hörsaal der Geologie (Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 17a) statt.
Mit freundlichen Grüßen
Karsten Obst