19.02.2010 19.30 Uhr – Insekten aus Geschieben und Schollen der Eiszeit

2010_gfg_aushang_vortrag_ansorgeWas haben Insekten mit der Eiszeit zu tun? Dieser Frage geht der Greifswalder Paläontologe Dr. Jörg Ansorge in einem Vortrag im Rahmen der „Greifswalder Geowissenschaftliche Abende“ am Freitag, den 19. Februar 2010 um 19.30 Uhr im Hörsaal der Geologie (Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 17a) auf den Grund. Insekten gibt es seit über 400 Millionen Jahren auf der Erde. Waren es zunächst noch Tiere ohne Flügel, kennt man seit dem Oberkarbon erste geflügelte Formen. Dabei erreichten frühe Verwandte der Libellen Flügelspannweiten bis 70 cm. Zahlreiche Insekten jüngeren Alters sind in Schollen und Geschieben vorhanden, die durch das skandinavische Inlandeis aus dem ursprünglichen Gesteinsverband herausgerissen und umgelagert wurden. Zu den international bekannten Insektenfundstellen des Erdmittelalters gehören die Liaston-Schollen von Dobbertin und Grimmen. Vor 185 Millionen Jahren kamen die Tone in einem Binnenmeer am Südrand des Fennoskandischen Festlandes zur Ablagerung. In ihnen sind fein geschichtete Kalksteinkonkretionen eingelagert, die fossile Insektenreste (z.B. Flügel) in bemerkenswert guter Erhaltung enthalten. Bisher sind mehrere hundert Arten bekannt, die großenteils von Jörg Ansorge untersucht und erstmals beschrieben wurden. Doch nicht nur die Liastone Mecklenburg-Vorpommerns sind einmalige Archive urzeitlicher Insektenwelten, die durch die eiszeitlichen Gletscher ans Tageslicht gebracht wurden. Stark verfestigte tertiäre Aschen, die zusammen mit Tonen und Diatomiten in Mittel- und Nordeuropa zur Ablagerung kamen, wurden durch die jüngsten Eisvorstöße in Bruchstücke zerlegt und finden sich heute als zahlreiche Strandgerölle an den Küsten der Greifswalder Oie. Und wer bei Eiszeit und fossilen Insekten an Bernstein gedacht hat, sieht sich auch nicht getäuscht, haben doch die Gletscher und deren Schmelzwässer die gläsernen „Särge“ von Ostpreußen über viele hundert Kilometer nach Süden und Westen transportiert.

 

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!

 

Karsten Obst

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