25.05.2018 19.30 Uhr – Der Baltische Glint – ein geomorphologisches Phänomen im Ostseeraum

05_vortrag_ReinickeDer Baltische Glint durchzieht als markante Geländestufen den mittleren und östlichen Ostseeraum. Diese bestehen aus widerstandsfähigen, gebankten Kalksteinen der Osteuropäischen Tafel, die leicht nach Süden einfallen. Eine Steilstufe – der Ordovizische Glint – verläuft von der Westküste Ölands zur Nordküste Estlands und weiter bis zum Ladogasee. Er ist auch unter dem Meeresspiegel der Ostsee fast durchgehend zu verfolgen. Eine zweite Steilstufe – der Silurische Glint – bildet die Kliffe an der West- und Nordwestküste von Gotland und taucht auf der Insel Saaremaa wieder auf.

Viele Jahrhunderte wurde über die Entstehung der Steilstufen gerätselt. Einige Geologen sahen einen Zusammenhang mit tektonischen Prozessen und postulierten eine bedeutende Störung am Südrand des Finnischen Meerbusens. Anderen Forschern erschienen die morphologischen Phänomene allein durch die erosive Wirkung von fließendem Wasser oder schürfendem Gletschereis erklärbar. Nach neueren Erkenntnissen wurde der Glint in der Festlandsphase unmittelbar vor der Eiszeit vom „Baltischen Urstrom“ geformt. Dieser durchfloss das heutige Ostseebecken von Nordost nach Südwest und mündete im Gebiet der heutigen Nordsee ins Meer. Der Fluss strömte auch durch das Gebiet der sehr flach lagernden, paläozoischen Tafelsedimente und schnitt sich dabei in deren Schichten ein. Er formte in der weitläufigen Landschaft aus den harten Kalksteinen niedrige Schichtstufen. Obwohl sich das Inlandeis lange Zeit schleifend und schürfend über dieses Areal hinweg schob, konnte es die Steilhänge nicht auslöschen.

Dort, wo heute der Glint die Küstenlinie bildet, gibt es beeindruckende Steilufer. Diese hat der Geologe Rolf Reinicke auf zahlreichen Exkursionen mit der Kamera erkundet. In seiner Bildpräsentation zeigt er die interessantesten Aufschlüsse auf den Kalksteininseln der Ostsee und an der Küste Estlands. Der Vortrag findet im Rahmen der „Greifswalder Geowissenschaftlichen Abende“ am Freitag, den 25. Mai 2018 um 19.30 Uhr an der Universität Greifswald, im Hörsaal der Geologie (Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 17a) statt.

Mit freundlichen Grüßen

Karsten Obst

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